Freitag, 20. Juni 2014

Der große Leberegel und der kleine Leberegel

Auf feuchten Wiesen können Eier des großen
Leberegels (Facsiola hepatica) am Pflanzen
wie dem Löwenzahn haften.
Zu den "Horrorwesen" aus dem Tierreich  (Zecken, Fuchsbandwurm), die den Menschen beim Wildkräutersammeln befallen können, gehören auch die großen und kleinen Leberegel. Der große Leberegel  kommt häufiger vor und findet sich bevorzugt auf feuchten Wiesen. Der kleine Leberegel  ist auf  trockenen Wiesen heimisch. Beide verirren sich auch mal zum Menschen als Fehlwirt, wobei der große Leberegel dies häufiger tut.

Infektionen mit dem kleinen Leberegel (Dicrocoelium dendriticum) sind eher die Ausnahme

Im Frühling habe ich schon häufiger in der Nähe von Ameisenhügeln jene, am kleinen Leberegel infizierten Ameisen beobachtet, die sich an den oberen Enden der Grashalme festbeißen, um dann von Schafen, Rindern, Hasen, Kaninchen, Rotwild oder dergleichen gefressen zu werden. Das ist der gewöhnliche Lauf im Lebenszyklus: Der kleine Leberegel entwickelt sich zuerst in einer Schnecke. Diese infiziert eine Ameise und die verhält sich in der oben beschriebenen Weise auffällig und lässt sich fressen. Der Egel gelangt so in den Endwirt, das Schaf. Dort schließt sich der Zyklus und mit dem Kot gelang der Egel wieder in die Schnecke. Gefunden hat man kleine Leberegel aber auch schon in Katzen und Vögeln. Der Lebenszyklus zeigt, wie unwahrscheinlich es ist, sich als Kräutersammler mit dem kleinen Leberegel zu infizieren. Man muss schon Ameisen essen und das macht man eigentlich nicht freiwillig, eher zufällig. So sind besonders Kinder betroffen, die ein wenig unachtsam ein infiziertes Insekt beim Spielen vertilgen. Ansonsten besteht die größte Infektionsgefahr darin, befallene Leber von infizierten Haustieren zu essen. Jäger, die Rotwild ausweiden, sollten darauf achten, dass die Leber unbeschädigt bleibt, um das Fleisch nicht zu verseuchen. Spätestens der Tierarzt stellt bei der Tierbeschau einen Befall fest und zieht das Fleisch aus dem Verkehr. Dennoch besteht das Risiko, sich irgendwann mal mit dem kleinen Leberegel zu infizieren, deswegen sei dies hier, der Vollständigkeit wegen, erwähnt.
Nicht zu verwechseln ist das heimische kleine Leberegel Dicrocoelium dendriticum mit dem in Asien verbreiteten, ebenfalls als "kleines Leberegel" bezeichneten Parasiten der Gattung Opisthorchis. Diese kommen in Ost-Europa und Asien in Fischen vor, spielen also eher für Touristen eine Rolle, weniger für Wildkräutersammler.

Die Eier des großen Leberegels werden häufiger unbewusst gegessen

Beim großen Leberegel (Fasciola hepatica) funktioniert das ganz ähnlich, nur werden die Eier vom Zwischenwirt, der Zwergschlammschnecke, direkt ins Wasser oder in die feuchte Umgebung abgegeben. Die dahintreibenden Eier heften sich dann, entweder von der Wasserströmung getrieben oder sich an einem vorbeilaufenden Tier anhaftend, ans Gras und werden dort irgenwann konsumiert. 
Fazit: Beim Sammeln von Brunnenkresse oder Löwenzahn auf feuchten Wiesen, aber auch beim Aufsammeln von Fallobst, besonders in der Nähe von Gewässern, kann man sich mit den Eiern des großen Leberegels infizieren!

Symptome und Behandlung bei Infektionen mit dem großen Leberegel

Ein Befall mit Leberegeln kann unkompliziert sein bis hin zu schweren Leberfunktionsstörungen mit einhergehender Gelbsucht und Schmerzen im Oberbauch führen - je nachdem, ob sich der Egel schon festgesetzt hat und wie die persönliche Konstitution ist. Die Behandlung erfolgt relativ langwierig mit Medikamenten, gelegentlich kommt auch eine chirurgische Entfernung des Leberegels in Betracht. Wer unter Bauchschmerzen, vergrößerter Leber und Fieber leidet, der könnte sich 4-6 Wochen vorher mit einem großen Leberegel infiziert haben. Auch Schluckbeschwerden und Atemnot kann so ein Egel verursachen, sollte es sich im Rachen festsaugen. Dort kann man es mitunter mechanisch entfernen. Auf der anderen Seite: Eine Fasciolose, also durch den Leberegel hervorgerufene  Erkrankung, kann auch völlig symptomfrei verlaufen.  Ein Besuch beim Arzt ist auf jeden Fall Pflicht, sollten irgendwelche ungewöhnlichen Symptome auftreten - mit dabei ist dannfür den Arzt Euer Wissen um die ganzen hier beschriebenen Gefahrenquellen mit denen ihr in den letzten Wochen evtl. in Kontakt gekommen sein könnt.

Aber Panik zu machen ist unbegründet. Wichtig ist, dass man die Gefahren kennt, sie im Hinterkopf behält, um dann, bei einem Arztbesuch, auch mal solche Themen anzusprechen und schnell handeln zu können, sollte es notwenig werden.
Die Evolution hat mit solchen Erregern und Parasiten die Menschheit geformt. Irgendwie auch faszinierend, dass sie es noch heute tut.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen